Bürstadt – 07.06.2022 – „Persönliche Begegnungen haben wir in den vergangenen Jahren alle vermisst und sie gehören zu einem lebendigen Miteinander einfach dazu. Die Möglichkeit zum Austausch, Ihr Recht als Vertreter, Fragen zu stellen und Antworten zu erhalten, und nicht zuletzt das gesellige Plaudern beim Abendessen sind wesentlicher Bestandteil unserer Versammlung. Deshalb freuen wir uns sehr auf diesen Abend“, begrüßte Vorstandssprecher Claus Diehlmann die Vertreter der Raiffeisenbank. Zuvor hatte Aufsichtsratsvorsitzende Brigitte Daiker-Neumann die Vertreterversammlung eröffnet und die Tagesordnung vorgestellt.
Gesamtwirtschaft
Zum Einstieg skizzierte Diehlmann das Jahr 2021 aus gesamtwirtschaftlicher Sicht. „Unterm Strich müssen wir sagen, dass die konjunkturelle Abschwächung durch die Corona- Maßnahmen nur der Start in eine schwierige wirtschaftliche Phase war“, resümierte Diehlmann. Dennoch habe die Bank mit viel Souveränität das Jahr gut gemeistert und auch die Gesamtwirtschaft sei 2021 in gewohnten Bahnen verlaufen. Gerne hätte er die guten Ergebnisse in positive Worte verpackt, doch der Blick auf die Welt habe sich geändert, stark eingetrübt. „Zeitenwende“ und „Epochenbruch“ seien die Begriffe, die die Politik für die Geschehnisse im Februar dieses Jahres gefunden habe, erinnerte Diehlmann.
Bilanzsumme
„Ein kontinuierliches Wachstum stärkt unsere Marktposition und ist guter Boden, um Erträge zu generieren“, so das Selbstverständnis des Vorstands. Die bekannte Kennzahl dafür ist die Bilanzsumme und man freue sich außerordentlich, dass es auch im schwierigen Jahr 2021 gelungen sei, diese zu erhöhen. Die Bilanzsumme ist um 4,7 % auf 451,3 Mio. Euro gestiegen. Die Verbundbilanz, die auch das gesamte Vermittlungsgeschäft umfasst, schließt mit 910 Mio. Euro ab.
Das Volumen der Kundenkredite ist um 7,5 % auf einen Wert von 268,2 Mio. Euro zum Jahresende 2021 angestiegen. Der Neubau oder Kauf der eigenen Immobilie sowie Renovierungen und Sanierungen, insbesondere im energetischen Bereich, standen im vergangenen Jahr im Fokus. „Doch es wird immer wichtiger, auch das Risiko im Auge zu behalten. Die zuletzt schnell steigenden langfristigen Zinsen belasten Häuslebauer und Investoren enorm“ warnte Claus Diehlmann. Die Raiffeisenbank dürfe und wolle keine Kredite vergeben, die bei steigenden Zinsen nicht bedient werden können. Aktuell sorgen die erhöhten Zinsen und zusätzlich die stark gestiegenen Kosten für Energie, Baumaterialien und auch die Engpässe im Handwerk für Druck von mehreren Seiten bei den Bauherren. Hier müsse ein Kreditinstitut sorgsam sein und Risiken für beide Seiten begrenzen, stellte der Vorstand klar.
Mit 65 Mio. Euro an Neukrediten habe die Bank ihren Beitrag zur Stabilisierung der lokalen und regionalen Wirtschaftsstruktur erneut geleistet und mit diesen Neukrediten ganz konkret Arbeitsplätze gesichert und neue geschaffen, ergänzte der Vorstand seine Ausführungen zum Kreditgeschäft.
Einlagengeschäft
Das anhaltende Zinstief dämpfte die Zuflüsse bei den Kundeneinlagen. Die Guthaben auf Giro-, Spar- und Termineinlagenkonten summieren sich zum Jahresende 2021 auf 351,2 Mio. €. Sie liegen damit um 3,1 % über dem Wert aus dem Jahr 2020. Dies sei ein „gutes Ergebnis in gegebenem Umfeld“. Im Zusammenspiel mit anziehenden Inflationsraten sorgt das Nullzinsniveau für eine schleichende, aber kontinuierliche Vermögensreduzierung. Hier sind clevere Strategien gefragt, um mit dem richtigen Mix die Geldanlage zu optimieren. „Eine Geldanlage kann nicht zugleich sicher, jederzeit verfügbar und hochrentabel sein. Daher analysieren wir im Beratungsgespräch, welche Ziele mit der Geldanlage verfolgt werden und finden gemeinsam die passende Anlageform“, versprach Diehlmann.
Finanzverbund
Einen festen Platz im Portfolio der Kunden hätten daher die Wertpapiere. Viele Sparer investierten Teile ihres Vermögens im Wertpapiermarkt, ob direkt über die Börse oder in Form von Investmentfonds. So stieg der Depotbestand der Kunden bei der Union Investment um über 30% auf 113,4 Mio. Euro an. In den klassischen Wertpapierdepots liegen weitere 46 Mio. Euro. Die erfolgreiche Zusammenarbeit im Finanzverbund wird auch durch 237 neue Bausparverträge bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall, 265 Lebensversicherungsverträge bei der R+V-Versicherung, 156 easy-Credit-Verträge bei der Teambank und 12 vermittelte Immobilien belegt.
Zinsertrag
„Einen Anstieg der Zinsspanne um 0,01 Punkte bezeichnen wir als vollen Erfolg“ äußerte sich Diehlmann zufrieden. Im Vergleich zu anderen Banken im Geschäftsgebiet liegt das Haus mit einer Zinsspanne von 1,76 % über dem Durchschnitt und kann damit sehr zufrieden sein. Absolut betrachtet ist das eine halbe Million Euro mehr als in 2020. Dennoch, die Aufgabe im Zinsgeschäft bleibt anspruchsvoll. „Auch wenn eine erste Normalisierung des Zinsniveaus den Banken helfen wird“, begann Diehlmann seine Ausführungen zur Ertragslage.
Provisionsertrag
Bei den Provisionserträgen zeigt sich ebenfalls ein positives Bild. Der Provisionsüberschuss hat um 400.000 Euro zugelegt. In Relation zur durchschnittlichen Bilanzsumme bedeutet dies einen Wert von 0,74 % gegenüber 0,68 % im Vorjahr. Getrieben wurde die Entwicklung in erster Linie durch ein sehr gutes Vermittlungsgeschäft. Eine wichtige Größe im Provisionsertrag stellen auch die Erträge aus dem Zahlungsverkehr dar.
Verwaltungskosten
Die Verwaltungskosten sind in absoluten Werten leicht gesunken, was auf die Personalkosten zurückzuführen ist. Die Personalkostenspanne konnte die Bank abermals senken, und zwar auf 0,97 %. Dieser Wert unter der Marke von 1 Prozent sei ein Meilenstein. Erreicht wurde dies durch effizientes Arbeiten, schlanke und schnelle Prozesse und minimale Bürokratie. „Das senkt die Kosten“, stellte Diehlmann klar. Sachkosten und Abschreibungen schlagen in gleicher Höhe wie im Vorjahr zu Buche. Die Cost-Income-Ratio als geeignete Vergleichsgröße hat sich von 70,1 auf 66 verbessert.
Betriebsergebnis
Als Betriebsergebnis vor Bewertung verbleiben 0,84 %. Es verringert sich aufgrund von Bewertungsänderungen auf 0,70 %. Das Eigenkapital konnte wie erwartet erhöht werden und beläuft sich nun auf 50,5 Mio. €. Die Gesamtkapitalkennziffer liegt bei rund 17,3 %. Damit ist die Bank gut kapitalisiert und verfügt über ausreichend Eigenmittel, um zukünftigen regulatorischen Vorschriften gerecht zu werden, den Mittelstand zuverlässig mit Krediten zu versorgen und möglichen Zusatzbelastungen im aktuellen und den folgenden Jahren entgegen zu treten. „Wir fühlen uns mit diesem finanziellen Polster gut gerüstet für die kommenden Aufgaben“, zeigte sich Diehlmann zuversichtlich.
Nachhaltigkeit
Diesem Megatrend unserer Zeit nahm sich auch Diehlmann in seiner Rede an. „Das Modell einer Genossenschaft steht allein betrachtet schon als Paradebeispiel für nachhaltiges Wirtschaften“, sagte das Vorstandsmitglied nicht ohne Stolz. Aus der Region für die Region und das seit nunmehr fast 120 Jahren sei ein Beleg für die Nachhaltigkeit des Unternehmens. Dennoch setzt auch die Raiffeisenbank auf Ressourcenschonung, sei es durch Digitalisierung, durch den Betrieb von Photovoltaikanlagen oder das konsequente Einsparen von Energie. „Wir stehen am Anfang eines langen Weges, prüfen aber alle Ideen ergebnisoffen“, konstatierte Diehlmann. Auch im Kundengeschäft wird das Thema „Nachhaltigkeit“ künftig eine bedeutende Rolle einnehmen, insbesondere im Kreditgeschäft.
Dividendenzahlung
Die Dividendenzahlung erfolgt für das Geschäftsjahr 2021 erneut nach dem Mitgliederbonussystem. Vom Bilanzgewinn in Höhe von 505.732,62 Euro sollen demnach zunächst 1,00 % Dividende, also 37.476,98 Euro, an alle Mitglieder ausgeschüttet werden. Zusätzlich erhalten Mitglieder, die eine umfangreiche und intensive Geschäftsverbindung unterhalten, Bonuszahlungen von bis zu 10 % auf ihr Geschäftsguthaben. Daneben fließen 210.000 Euro in die gesetzliche und 250.000 Euro in die andere Ergebnisrücklage. 8.255,64 Euro verbleiben als Gewinnvortrag auf neue Rechnung.
Abschließend dankte Diehlmann insbesondere den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren unermüdlichen Einsatz. Das Team sei immer erreichbar und habe Kundinnen und Kunden entweder digital oder persönlich mit bester Beratung versorgt. Stellvertretend ging der Vorstand auf Mitarbeiterjubiläen ein, die ganz besonders die Treue zur Bank und damit die Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz dokumentieren.
Wahlen in den Aufsichtsrat
Im weiteren Verlauf präsentierte Aufsichtsratsvorsitzende Brigitte Daiker-Neumann zunächst den Bericht des Aufsichtsrats und führte dann souverän durch die Beschlussfassungen. Weiterer Tagesordnungspunkt waren die Wahlen zum Aufsichtsrat. Die zwei turnusgemäß ausscheidenden Gremiumsmitglieder Rüdiger Engert und Thomas Hartmann wurden erneut in den Aufsichtsrat gewählt.